Fälltechnik bei Rückhängern

Hier kann ein Austausch unter Baumpflegern und die es
werden wollen stattfinden.

Fälltechnik bei Rückhängern

Beitragvon Groschen » Sa 13. Aug 2011, 16:22

Ich möchte Euch in diesem Beitrag mal eine Schnitttechnik zum Fällen von Rückhängern bis ca. 40 cm BHD näher bringen.
Gerade bei Rückhängern bis zum erwähnten Brusthöhendurchmesser kommt es oft vor, dass der Hub der Keile nicht ausreicht um den Baum aufzukeilen und ihn in die passende Fällrichtung zu bekommen, da der Keil vorzeitig an die Bruchleiste stößt.

Die sogenannte Keilschachttechnik ist ein probates Mittel diesen Umstand zu umgehen und den gesamten Hub des Keils auszunutzen. In den nördlichen Regionen nicht allzu sehr bekannt, wird diese Technik in den südlichen Forstregionen regelmäßig gelehrt.

Ausgangspunkt war der rechte Stamm auf diesem Bild, der sich Richtung Haus neigte und entgegengesetzt gefällt werden sollte.

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Anfangs wird ganz normal der Fällkerb mit ca. 1/4 Stammdurchmesser geschnitten.

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Nun wird auf Höhe der Fällkerbsohle rechtwinklig zur Fällkerbsehne auf Schienenbreite mittig durch den Stamm gestochen.

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Anschließend wird der Keil von hinten eingesetzt und leicht auf Spannung geschlagen.

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Nachfolgend werden die Fällschnitte auf gewohnter Höhe gesetzt. Und zwar so, dass sich sowohl rechts und links vom Keil ein Fällschnitt befindet. Die Breite des Keils bleibt dabei unberücksichtig.

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Nun heißt es in die Hände spucken und den Keil langsam durch den Stamm treiben bis der Stamm das Übergewicht in die passende Fällrichtung bekommt.

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Um die Technik nochmals anschaulich zu machen, hier ein Überblick nachdem der Stamm am Boden lag.

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Ich hoffe, ich konnte es verständlich rüber bringen und es hilft dem einen oder anderen, wenn er mal wieder vor einem Rückhänger steht.

Gruß Marc
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Re: Fälltechnik bei Rückhängern

Beitragvon Torab » Fr 19. Aug 2011, 11:25

Schöne Anleitung!
Hätte ich besser früher gesehen, dann hätte ich den letzten Baum nicht mitten in den Wald gefällt sondern auf eine schöne freie Fläche:)
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Re: Fälltechnik bei Rückhängern

Beitragvon Franz » So 14. Jul 2013, 09:57

Moin Moin,
heute ein interessantes Video gesehn,was ich euch nicht vorenthalten möchte.
Ist ein Ami,was die Sicherheitsausrüstung betrifft.

https://www.youtube.com/watch?v=BLkgWFh9lDs&list=UUY2uuAKb26uCrd_hZhJVg0g&NR=1&feature=endscreen
Um etwas zu verändern brauchen wir mehr Bessermacher und weniger Besserwisser.
Gruß
Franz
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Re: Fälltechnik bei Rückhängern

Beitragvon Stico4501 » So 18. Aug 2013, 13:13

Hallo,

also die Gefahr, dass der Baum doch zur anderen Seite fällt, scheint mir doch etwas hoch. Einfach Leiter ran, Drahtseil festmachen, richtig ansägen und von Hand umziehen. :)
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Re: Fälltechnik bei Rückhängern

Beitragvon Groschen » So 18. Aug 2013, 15:52

Hallo Stico,

woher nimmst Du die Erkenntnis, dass der Baum bei dieser Schnitttechnik doch zur anderen Seite fallen könnte?

Wenn ich lese, wie Du es machen würdest, dann sehe ich da eine viel größere Gefahr. Einen Rückhänger von Hand mittels Seil umzuziehen ist genauso sicher, wie mit einer vollgeladenen Waffe Russisch Roulette zu spielen.

In dem Moment wo man einen Rückhänger umziehen will, bedarf es einer konstanten Zugkraft am Seil, die ein Mensch so nie aufbringen kann. Folglich wird der Baum nach kurzer Zeit in seine ursprüngliche Lage zurückwippen. Also wird meistens entweder mit Schwung am Seil gerissen und/oder aber die Bruchleiste weiter geschmälert. Der Erfolg steht im Satz zuvor, nur dass der Baum dann stärker wippt und entgegengesetzt zur Fallkerbanlage abreißen kann.

Generell kann man alle handgeführten Seile getrost in der Kiste liegen lassen, sie beeinflussen das Fallverhalten eines Baumes in keinster Weise.

Wie schon in den einschlägigen Arbeitssicherheitsanweisungen steht, ein Baum wird umgekeilt oder mittels einer geeigneten Zugvorrichtung umgezogen.

Die gezeigte Schnitttechnik nennt sich Keilschacht und gehört zu den zugelassenen Techniken. Sie kommt zum Einsatz, wenn der Keil vor dem Aufrichten des Baumes schon an die Bruchleiste stoßen würde. Der Durchstich ist prinzipiell nichts anderes als ein Herzstich und schmälert die Funktionalität der Bruchleiste in keinster Weise. Der Keilschacht ist allerdings auch nur bis BHD 35 - 40 cm zugelassen, alles darüber hinaus ist eine Sache für Greifzug oder Forstwinde.

Hier noch die offizielle Erläuterung dazu: http://www.fbz-koenigsbronn.de/fileadmi ... hniken.pdf
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Re: Fälltechnik bei Rückhängern

Beitragvon Stico4501 » Mo 19. Aug 2013, 15:39

Einfach das Seil an einem Gegenstand befestigen ( anderer Baum oder Trecker) und dann in der Mitte am Seil ziehen, dann fällt so ein Baum 30-40cm Durchmesser schon um. Die Fällrichtung entscheidet die Kerbe nicht das Seil. Wenn bei dem besonderen Anschnitt die Bruchleiste zu klein wird und reißt, fällt der Baum aufs Haus da nützt auch der Keil nichts. Jeder wie er kann, Hauptsache der Baum ist weg und der Stubben kann gefräst werden.
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Re: Fälltechnik bei Rückhängern

Beitragvon wurzelex » Mo 19. Aug 2013, 16:53

Diese Methode probier ich mal aus sieht gut aus :-) bin Forstwirt seit 20 Jahren und bevorzuge bei Rückhängern natürlich unter Berücksichtigung von Standort und Gefahr , den versetzten Fällschnitt , hab ich schon extreme Rückhänger gekeilt, wobei ich an Häusern etc doch Greifzug oder Winde zur Absicherung nehme :-) Fehler werden nicht verziehen und sind meist kostspielig :-)
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