Kultur

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,er braucht auch Poesie.
Nach einem harten Tagwerk tut es gut,etwas zur Ruhe zu kommen und in sich zu gehen.

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J.v.Eichendorff

Nachts

Ich steh im Waldesschatten
Wie an des Lebens Rand,
Die Länder wie Dämmernde Matten,
Der Strom wie ein silbern Band.

Von fern nur schlagen die Glocken
über die Wälder herein,
Ein Reh hebt den Kopf erschrocken
und schlummert gleich wieder ein.

Der Wald aber rühret die Wipfel
Im Traum vor der Felsenwand.
Denn der Herr geht über die Gipfel
und segnet das stille Land.

Josef von Eichendorff

In einer Zeit,da wir das Bedrohte unserer Umwelt
schärfer,das Bewahrte dankbarer wahrnehmen,
erinnern uns die schönsten Gedichte des 18. und
19.Jahrhunderts daran,daß in der hingegebenen,
ganz und gar( unnützen )Betrachtung der Natur
ein besonderer Zauber liegt.

Abendlied,Matthias Claudius

Abendlied

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
Und wissen garnicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott,laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns Gott mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unseren kranken Nachbarn auch!

Matthias Claudius

Ein Lied hinterm Ofen zu singen,Matthias Claudius

Ein Lied
hinterm Ofen zu singen

Der Winter ist ein rechter Mann
Kernfest und auf die Dauer
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
Und scheut nicht süß noch sauer.

War je ein Mann gesund,ist ers!
Er krankt und kränkelt nimmer,
Weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs,
Und schläft in kaltem Zimmer.

Er zieht sein Hemd im freien an
Und läßts vorher nicht wärmen;
Und spottet über Fluß im Zahn
Und Kolik in Gedärmen.

Aus Blumen und aus Vogelsang
Weiß er sich nichts zu machen,
Haßt warmen Drang und warmen Klang
Und alle warmen Sachen.

Doch wenn die Füchse bellen sehr,
Wenns Holz im Ofen knittert,
Und um den Ofen Knecht und Herr
Die Hände reibt und zittert.

Matthias Claudius

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht,
Und Teich und Seen krachen;
Das klingt ihm gut,das haßt er nicht,
Denn will er Tod sich lachen.


Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
Im lieben Schweitzerlande.

Da ist er denn bald dort bald hier,
Gut Regiment zu führen,
Und wenn er durchzieht,stehen wir
Und sehn ihn an und frieren.

Gesang der Geister über den Wassern,Johann Wolfgang von Goethe

Gesang der Geister über den Wassern

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es
Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
in Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise zum Abgrund.

Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.

Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.

Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen
Wie gleichst du dem Wind!

Johann Wolfgang von Goethe

Mondnacht,Josef von Eichendorff

Mondnacht

Es war als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Das sie im Blühtenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus.
Flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.

Josef von Eichendorff

Frühlingslied,Heinrich Heine

Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins weite.

Heinrich Heine

Kling hinaus,bis an das Haus,
Wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
Sag ich laß sie grüßen.

Wehmut,Matthäus Casimir von Collin

Wehmut

Wenn ich durch Wald und Fluren geh,
Es wird mir dann so wohl und weh
In unruhvoller Brust
So wohl,so weh,wenn ich die Au
In ihrer Schönheit Fülle schau,
Und all die Frühlingslust.
Denn was im Winde tönend weht,
Was aufgetürmt gen Himmel steht,
Und auch der Mensch,so hold vertraut
Mit all der Schönheit die er schaut,
Entschwindet und vergeht.

Matthäus Casimir von Collin

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